Ein Leben voller Freude mit chronischer Erkrankung: Meine 100+ Freudenquellen

Du siehst hier eine lächelnde Frau mit dunkelgrüner Regenjacke, wobei nur der obere Teil der Jacke zu erkennen ist, mit braun-umrahmter eckigen Brille, die eine wollfarbenen Strickmütze trägt mit der Aufschrift Schietwetter. Links neben ihrem Kopf im blauen Hintergrund steht mit weißer Schrift "100+ Freudenquellen mit chronischer & unsichtbarer Erkrankung"

Glück, Freude und Erfüllung liegen oft nah aneinander. Doch gerade in einem Alltag mit chronischer Erkrankung sind sie manchmal gut versteckt oder tauchen an Stellen auf, an denen man sie nicht vermutet hätte. Für mich bedeutet Freude nicht das große Spektakel, sondern oft das stille Lächeln zwischendurch – ein warmer Sonnenstrahl, ein ehrliches Gespräch, das spürbar erste Lächeln nach schweren Bett-Tagen bzw. einem Crash.

Daher ist die Blogparade 100 Dinge, die mir Freude bereiten von Seelenguide eine wunderbare Einladung innezuhalten und bewusst hinzuschauen: Was schenkt mir Freude? Was zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht und was lässt mich – trotz oder gerade wegen den Herausforderungen mit einer chronischen und unsichtbaren Erkrankung – ein Stückchen aufleben? Manchmal sind es gerade die kleinen, unscheinbaren Momente, die uns daran erinnern, dass das Leben auch mit chronischer Erkrankung kostbare Geschenke für uns bereithält.

Hier kommen sie also: Meine 100+ Dinge, die mir Freude bereiten. Vielleicht findest du dich in manchen Punkten wieder – oder wirst inspiriert, deine eigene Liste zu beginnen. Denn auch in unserem Leben mit seinen besonderen Herausforderungen gibt es so viel mehr Lichtblicke, als wir manchmal wahrnehmen.


Zuhause & Geborgenheit

Die kleinen Oasen des Alltags

  • Mein Hängesessel auf der Terrasse: mein persönlicher Rückzugsort
  • Der Blick aus unserem Wohn-/Esszimmer
  • Nach Hause zu kommen und es riecht nach frisch nass rausgeputzt
  • Ein warmes Handtuch, wenn ich aus der Dusche komme
  • Frische Bettwäsche
  • Wenn ich selbst gemachte Wollsocken geschenkt bekomme
  • Über meine Janosch-Tasse am Morgen, die ich mit schönen Erinnerungen verbinde
  • Über die Möglichkeit, Lieferdienste in Anspruch zu nehmen
  • Mein Dyson-Luftreiniger
  • Über meine Steiff-Bären-Sammlung
  • Nach einer Kosmetik-Behandlung in den Spiegel schauen und mich an meinen eigenen Anblick erfreuen
  • Beim Friseur zuschauen, wie aus unserer beider Vision und seiner Kreation Realität wird

Jahreszeiten & Festlichkeiten

Die Magie der besonderen Momente

  • Weihnachts-Deko kaufen
  • Weihnachtsbaum schmücken
  • Die Lichter & Kerzen in der Adventszeit
  • Neuschnee im Winter
  • Blauer Himmel über schneebedeckter Landschaft
  • Farbenspiel des Herbstlaubs
  • Der „Duft“ des Frühlings

Natur & Sinneserfahrungen

Wenn die Welt ihre Schönheit offenbart

  • Vogelgezwitscher
  • Blumen
  • Sonnenstrahlen auf der Haut
  • Einen klaren Sternenhimmel zu sehen
  • Wind in den Haaren
  • Blick aufs Meer/auf den See/in die Berge
  • Wellengeräusche
  • Ein Blick ins Weite
  • Vögel im Garten beobachten
  • Bienen und Insekten im Garten zu sehen
  • Unser Garten allgemein
  • Gemüse und Kräuter aus dem Hochbeet zu ernten
  • Johannisbeeren, Pflaumen und Äpfel direkt vom Säulenbaum zu naschen
  • den Vögel im Hochbeet zusehen, wenn sie sich am Salat und den Kräutern bedienen

Zwischenmenschliche Verbindungen

Die Wärme echter Begegnungen

  • Selbst Freude zu verbreiten
  • Meinen Mann lachen zu sehen – wobei er mittlerweile versteht, dass manche meiner Witze nur bei bestimmten Symptom-Leveln lustig sind. Unser Humor ist seit meiner Erkrankung definitiv noch beziehungskompatibeler geworden!
  • Mich vom Lachen anderer anstecken zu lassen
  • Gemeinsam zu lachen
  • Zu wissen, dass ich – trotz Krankheit und Rückzug aus dem Berufs- und Sozialleben – von Freunden und lieb gewonnenen Arbeitskollegen nicht vergessen werde
  • Seelenmomente, ausgelöst durch ein Telefonat oder ein Treffen mit Herzensmenschen
  • Wertvolle, interessante und tiefsinnige Gespräche – sofern es mein Gesundheitszustand zulässt
  • Menschen zu sehen, die lächeln
  • Über ein Miteinander und Füreinander im Alltag
  • Senioren-Paare zu sehen, wenn sie Hand in Hand ihre Strecken laufen
  • Tolle Begegnungen
  • Den Austausch und das Teilen von Erfahrungen mit anderen Betroffenen
  • In gemeinsamen Erinnerungen mit meinem Mann und Freunden zu schwelgen
  • Wenn mein Neffe zu Besuch ist
  • Andere zu motivieren
  • Nachbars Hündin

Genuss & Kulinarisches

Kleine Gaumenfreuden

  • Neue Rezepte auszuprobieren
  • Gutes Essen
  • Guter Wein
  • Wenn mein Mann vom Einkauf Spaghetti-Eis mitbringt
  • Wenn ich den Löffel mit Nutella aus dem Glas ziehe und mir dabei das Wasser im Mund zusammenläuft. Heimlich hoffe ich dabei, dass niemand meine sehr wissenschaftlichen Portionsgrößen-Experimente beobachtet.

Kreativität & Geist

Wenn der Kopf wieder klar wird

  • Mir Wissen anzueignen
  • Blogartikel zu schreiben
  • Ehrliche, wertschätzende Kommentare zu meinen Artikeln zu erhalten
  • Zu sehen, wie sich meine Homepage weiterentwickelt
  • Kreuzworträtsel lösen, sofern mein Kopf nicht von Brainfog umhüllt ist
  • Wenn ich mit einem guten Gefühl den Tag abschließen kann (dank Tages-Reflexion bzw. Dankbarkeitstagebuch)
  • Dass ich noch träumen kann

Unterhaltung & Entspannung

Auszeiten für die Seele

  • Kinderlachen
  • Ironie bzw. Sarkasmus
  • Im TV zu entdecken, wenn Fehler gemacht wurden (indem z. B. Schauspieler xy in exakt der aufeinanderfolgenden Szene anstatt des weißen Hemdes plötzlich einen Pullover oder ein T-Shirt trägt)
  • Neue spannende Serien bei Netflix zu entdecken – besonders die, die ich in genau der richtigen Geschwindigkeit für meine Brainfog-Tage schauen kann. Manchmal vergesse ich die Handlung zwischen zwei Folgen komplett und kann die Serie quasi doppelt genießen!
  • Wenn es mir möglich ist, Bücher zu lesen und diese mich in ihren Bann ziehen
  • Auf neue Podcast-Folgen von Menschen zu warten, denen ich bei Spotify folge
  • Wenn ich Musik hören kann bzw. ertrage
  • Wenn es mir möglich ist, einen Song richtig laut zu hören (erhöht den Anteil an positiven Vibes und erinnert mich an das Feeling bei Konzerten/Festivals)

Gesundheit & Selbstfürsorge

Die wichtigsten Siege des Alltags

  • Wenn ich gut für mich selbst sorge und Pacing betreibe
  • Wenn Therapien helfen
  • Von neuen (vielversprechenden) Forschungsergebnisse im Bereich Post- bzw. Long Covid und ME/CFS zu lesen
  • Die Klinik nach stationären Kontroll-Aufenthalten zu verlassen
  • „Gute“ Tage
  • Wenn ich keine Nerven-/Gelenk- oder Muskelschmerzen habe
  • Wenn sich mein Dauerschwindel nicht verschlechtert und mir schwarz vor Augen wird
  • Wenn ich bei Atemübungen bzw. Meditationen spüre, wie ich mich erde und zur Ruhe komme
  • Wenn es mir möglich ist Berührungen zu ertragen
  • Über meine Hilfsmittel im Alltag wie meinen Rollator Hilde – wir sind ein eingespieltes Team geworden. Sie hilft mir nicht nur beim Gehen, sondern auch beim eleganten Blockieren von Gängen im Supermarkt und beim Abstandhalten. Und wer braucht schon eine Bank zum Ausruhen/Pausieren, wenn man Hilde hat?
  • Dass Routinen und Rituale mir Struktur in meinem Alltag geben

Erfolge & Wertschätzung

Anerkennung im großen und kleinen Rahmen

  • Wertgeschätzt zu werden
  • Gut beraten zu werden (egal wo)
  • Wenn Pläne funktionieren
  • Wenn ich nicht krankheitsbedingt absagen muss
  • Jeder noch so kleinen Erfolg auf meinem Weg Richtung Genesung
  • Eigene Fortschritte
  • Über das Bewältigen alltäglicher Herausforderungen
  • Wenn Ärzte mir glauben und nicht meine Symptome in Frage stellen (Medical Gaslighting) – ein Gefühl, als hätte ich im Lotto gewonnen. Nur dass dieser Jackpot eigentlich Standard sein sollte, aber hey, ich nehme was ich kriegen kann!
  • Wenn ich merke, dass Ärzte und Therapeuten bereit sind, mit mir gemeinsam zu lernen
  • Wenn ich nicht auf meine körperlichen Einschränkungen reduziert werde

Persönlichkeit & Lebenshaltung

Die Stärke, die in mir wohnt

  • Meine Mentale Stärke
  • Der achtsame Umgang mit mir und dass ich mich bzw. meine Gesundheit mittlerweile als Priorität 1 ansehe
  • Dass ich nicht den Kopf in den Sand stecke und weiterhin an mich glaube
  • Bereit bin dazuzulernen
  • Das Leben an sich
  • Die kleinen Dinge im Alltag wahrzunehmen und Dankbarkeit zu empfinden
  • Glücksmomente wertzuschätzen
  • Dass ich negative Gefühle annehmen und zulassen kann
  • Farbenfrohe Kleidung tragen

Humor & Lebensfreude

Wenn das Leben augenzwinkernd wird

  • Wenn ich bewusst mein Auto vor die Garage meiner Eltern stelle, weil ich weiß, dass sich mein Vater ärgert, wenn er nach Hause kommt und nicht gleich reinfahren kann
  • meinem Neffen Geschenke zu schenken, von denen ich weiß, dass sie mit der Zeit meine Schwester und meinen Schwager nerven (z. B. aufgrund des auslösendes Geräusches beim Spielen)
  • meinen Chef mit Günther Jauch zu vergleichen

Weltgeschehen & andere Kleinigkeiten

Freude bzgl. Menschlichkeit, Solidarität und gesellschaftlichem Wandel

  • Wenn ich von medizinischen Durchbrüchen lese (besonders bei Post- bzw. Long Covid bzw. ME/CFS
  • Von Menschen zu hören, die Schwächeren helfen und sich für sie einsetzen
  • Umwelt-Erfolgsgeschichten (gerettete Tierarten, saubere Meere, etc.)
  • Wenn Menschen zusammenhalten (nicht nur bei Naturkatastrophen und Krisen)
  • Aufklärung über chronische Erkrankungen in den Medien, wie z. B. dem jährlich am 12. Mai stattfindenden ME/CFS – Awareness Day und den damit einhergehenden Liegend-Demos in vielen Städten.
  • Wenn sich das Bewusstsein für Barrierefreiheit verbessert
  • Menschen mit und für andere ihre Stimme erheben
  • Wenn chronische Krankheiten in der Gesellschaft sichtbarer werden
  • Wenn Inklusion gelebt wird
  • Frieden auf der Welt (ein großer, aber so wichtiger Wunsch)

💡 Freude-Hacks für schwere Tage

Weil auch an „schlechten Tage“ kleine Wunder möglich sind

Die 5-Minuten-Freude-Challenge: An Tagen, an denen alles zu viel ist, suche ich mir bewusst nur einen oder zwei Punkte von meiner Liste aus. Manchmal ist es nur der Blick aus dem Fenster oder das Gefühl der frischen Bettwäsche. Denn selbst eine kleine Freude ist immer noch Freude.

Der Notfall-Freude-Koffer: Immer griff- und abspielbereit habe ich meine Lieblings-Playlist für Tage, an denen ich Musik vertrage wie natürlich meine Lieblings-Podcasts, ein paar lustige Memes auf dem Handy, Bilder, die mir zeigen, was ich schon in fernen Ländern erlebt und kennengelernt habe und – natürlich – das Nutella-Glas in Reichweite.

Spoons & Freude-Planung: Manche Freuden kosten nach der Löffeltheorie null Löffel (der Blick in den Himmel), andere sind eine Investition (der Friseurbesuch). Ich habe gelernt, meine Freude-Spoons genauso bewusst mit einzuplanen und wahrzunehmen wie alle anderen auch.

Das Dankbarkeits-Minimum: An richtig miesen Tagen reicht manchmal schon der Gedanke: „Heute bin ich dankbar, dass ich atme.“ Mehr muss es nicht sein. Selbst das ist ein Akt der Rebellion gegen die Schwere.


Was mir diese Liste zeigt

Beim Zusammenstellen und Durchlesen meiner 100+ Freudenquellen wird mir eines ganz deutlich: Freude ist nicht abhängig von großen Ereignissen oder perfekter Gesundheit. Sie versteckt sich in den alltäglichsten Momenten – in der Wärme eines Handtuchs, im Lachen meines Mannes, in dem Gefühl, verstanden zu werden.

Besonders interessant finde ich, wie viele meiner Freudequellen direkt mit meiner Erkrankung verbunden sind: Die Dankbarkeit für symptomfreie Momente, die Wertschätzung für Ärzte, die mir glauben, die Freude über meinen Rollator Hilde, der mir Mobilität schenkt. Was anderen vielleicht selbstverständlich erscheint, wird für uns zu kostbaren Geschenken.

Diese Liste erinnert mich daran, dass ein erfülltes Leben nicht bedeutet, ein problemfreies Leben zu führen. Es bedeutet, auch in den Herausforderungen die Lichtblicke zu sehen und diese zu würdigen. Jeder einzelne dieser 100+ Punkte ist ein ein Ja zum Leben, trotz meiner chronischen, unsichtbaren Erkrankung.


Deine eigene Liste der Freude

Jetzt bist du dran: Was bereitet dir Freude in deinem Leben mit chronischer Erkrankung? Vermutlich sind es ganz andere Dinge als bei mir und das ist wunderbar! Denn Freude ist so individuell wie wir selbst.

Ich lade dich ein, deine eigene Liste zu beginnen. Sie muss nicht lang sein, nicht perfekt, nicht vollständig. Manchmal reichen schon fünf Punkte, um uns daran zu erinnern, dass unser Leben voller kleiner Wunder steckt, die nur darauf warten, von uns entdeckt zu werden.

Teile gerne in den Kommentaren einen oder mehrere Punkte aus deiner persönlichen Freudenliste. Lass uns gemeinsam zeigen, wie vielfältig und reichhaltig das Leben auch mit chronischen und unsichtbaren Erkrankungen sein kann.

Denn manchmal brauchen wir eine Erinnerung daran, dass wir nicht nur unsere Krankheit sind. Du bist ein Mensch voller Leben, voller Träume und voller Möglichkeiten für Freude.

Was steht auf deiner Liste?

4 Kommentare

  1. Liebe Sevi, wie wunderschön ist das denn geschrieben. 🌟 Beim Lesen Deines Blogartikels kamen mir ehrlich gesagt die Tränen, weil es mich so berührt hat. Erst musste ich weinen, dann kam Hilde und ich musste lachen. Und dass Du Deinen Vater so gut kennst, hat mich sehr amüsiert.

    Ich habe vor einiger Zeit einen Beitrag auf arte zu Long Covid gesehen und der hat mich sehr bewegt. Als Nicht-Betroffene:r kann man wohl nur annähernd verstehen, wie es einem mit damit geht. Um so schöner ist es, zu sehen, wie Du zeigst, dass es wahrlich immer Freude gibt im Leben. Und wie viel davon. Ich hoffe, Du machst anderen Mut mit Deinem Tun. Und, ich hoffe, dass Deine 100+ Freuden andere inspirieren, sich der Dinge in ihrem Leben bewusst zu werden, die wirklich gut sind – und die einfach da sind. Egal was sonst gerade los ist. Alles Liebe, Jana 🌸

    1. Hallo Jana.
      Vielen, vielen Dank für deinen motivierenden Kommentar, der mich sehr freut. Auch dies gehört mit zu meinen Freudenquellen: sowas Schönes und Wertschätzendes zu lesen 😉. Von Herzen DANKE SCHÖN!

      Den Beitrag auf arte hab ich gesehen und fand ihn sehr treffend, da er unsere Realität spiegelt. Nach der Veröffentlichung wurde er sogar in manchen Städten in Kinos gezeigt und das bei kostenlosem Eintritt für Besucher. Das war eine mega Aktion, die die Sichtbarkeit und Wahrnehmung von ME/CFS und Long- bzw. Post Covid zusätzlich etwas pushte. Aber du bringst mich gerade auf die Idee, den Film in meiner Linksammlung zu posten – daran habe ich noch gar nicht gedacht 👍. Auch Danke hierfür.

      Freudige Grüße
      Sevi

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