Kennst du das Gefühl, von unsichtbaren Fesseln zurückgehalten zu werden? Von inneren Stimmen, die dir beispielsweise einreden, dass du nicht gut genug bist oder du dich einfach zu wenig anstrengst? Diese Stimmen sind Ausdruck negativer Glaubenssätze, die unser Leben stärker beeinflussen, als wir ahnen.
Was sind negative Glaubenssätze und wie entstehen sie?
Negative Glaubenssätze sind tief in uns verwurzelt. Sie bestärken uns in unserer unerschütterlichen Meinung, die wir über uns selbst, die Menschen um uns herum und die Welt im Allgemeinen haben. Man nimmt sie wahr wie vordefinierte Filter, die uns mit angezogener Handbremse durch das Leben begleiten.
Negative Glaubenssätze entstehen durch Erfahrungen, Erziehung oder gesellschaftliche Einflüsse. Sie verfestigen sich im Laufe der Zeit und beeinflussen unser Verhalten im Handeln und beim Treffen von Entscheidungen. So kennst du bestimmt Sätze wie diese:
- „Ich bin nicht wertvoll“.
- „Ich schaffe das ohne Hilfe“.
- „Ich muss mich immer rechtfertigen“ oder
- „Es interessiert eh keinen, wie es mir wirklich geht“.
Doch die Wahrheit ist, dass diese Gedanken nicht der Realität entsprechen. Es sind (selbst) anerzogene Überzeugungen, die wir hinterfragen dürfen.
Einer meiner letzten Blogartikel beschäftigte sich mit dem Thema: „Bin ich wertlos, weil ich keine (Arbeits)Leistung mehr erbringe?“. Interessiert? Dann lese ihn gerne hier.
Welche Auswirkungen haben negative Glaubenssätze auf uns?
Die Auswirkungen dieser Glaubenssätze sind vielfältig. Sie untergraben unser Selbstwertgefühl, belasten unsere Beziehungen im privaten und beruflichen Umfeld und hindern uns daran, unser volles Potenzial auszuschöpfen. Möglicherweise lösen sie sogar Angst, Stress und Depressionen aus oder/und verstärken die Symptome.
Bei chronischen Erkrankungen verstärken negative Glaubenssätze oft die ohnehin schon vorhandenen Symptome. Fatigue, Schmerzen und kognitive Einschränkungen können sich verschlimmern, wenn wir uns in einem Teufelskreis aus negativen Gedanken befinden. Die Angst vor einem Rückfall oder die Sorge, den Anforderungen des Alltags nicht gewachsen zu sein, führen zu ständiger Anspannung.
Doch es ist noch nicht zu spät! Wir sind lernfähig – vor allem dann, wenn es um unsere Gesundheit geht. Durch die Umwandlung von negativen Glaubenssätzen sind wir in der Lage, unsere unsichtbaren Fesseln zu sprengen und ein freies, erfülltes Leben zu führen. Denn das sollte unser Ziel sein und daran müssen wir aktiv arbeiten.

Negative Glaubenssätze auflösen und umwandeln
Bewältigungsstrategien
1) Der erste Schritt ist das Erkennen bzw. die Identifikation von negativen Glaubenssätzen.
Nimm dir Zeit, um deine innere Stimme in den verschiedensten Situationen zu beobachten. Sei dabei achtsam, denn deine Selbstgespräche zeigen dir den Weg. Gedanken fließen meist unmittelbar ineinander. Überhöre nichts. Schreibe deine negativen Gedanken auf und hinterfrage dich: Sind diese Gedanken wirklich wahr? Du wirst sehen, die Antwort ist ein NEIN. Denn genau in diesem Moment ist deine Wahrnehmung beeinträchtigt von deinem Schmerz, deinem Kampf mit dir selbst und den damit einhergehenden vorschnellen (negativen) Gedanken.
2) Der zweite Schritt ist der Mindshift in deinem Kopf
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Er braucht „schwarz auf weiß“ einen Beleg dafür, dass das Gegenteil der Fall ist und der Glaubenssatz nicht wahr ist. Das heißt: Sollte dein negativer Glaubenssatz z. B. der sein, dass du sagst „Ich bin wertlos“, führe trotzdem auf, was dich (auch in den Augen von Freuden und der Familie) wertvoll macht.
Das Ergebnis könnte dann beispielsweise so aussehen: „Ich bin empathisch“, „Ich kann gut zuhören“, „Ich kann lieben“, „Meine Liebe ist grenzenlos“, „Meine Meinungen werden geschätzt, weil …“, etc.
3) Der dritte Schritt ist die Herausforderung
Ersetze negative Gedanken durch positive, realistische Affirmationen: ❗❗ „Nichts ist im Leben wertvoller, als ich selbst. Ich mache mich und meine Gesundheit zur Priorität Nummer 1“.
4) Der vierte Schritt ist die Entwicklung neuer Glaubenssätze.
Wiederhole immer wieder deinen neu erstellten positiven Glaubenssatz. Er muss sich in deinem Kopf festsetzen. Visualisiere, wie du dein Leben ohne die Fesseln negativer Gedanken gestalten wirst und wie es sich anfühlen wird. Übe dich in Achtsamkeit, um im Hier und Jetzt zu bleiben und deine Gedanken nicht unkontrolliert schweifen zu lassen.
Unterstützung suchen
Meist ist es hilfreich, Unterstützung zu suchen. Sprich mit Freunden, deiner Familie oder einem Therapeuten über deine Glaubenssätze. Umgebe dich mit Menschen, die dich bestärken. Du kannst dieses Thema auch in Selbsthilfegruppen ansprechen oder/und in den sozialen Medien nach Hilfe oder Erfahrungswerten von Anderen fragen. Unabhängig davon gibt es Bücher und Podcasts über Selbstmitgefühl und den Umgang mit chronischen Krankheiten.
Wo sind die Schnittpunkte zu Menschen mit chronischen Erkrankungen?
Gerade bei chronischen Erkrankungen wie Long-/Post Covid und ME/CFS können negative Glaubenssätze besonders hartnäckig sein. Die ständige Konfrontation mit Einschränkungen, die Unsicherheit über den Krankheitsverlauf und das Gefühl vom eigenen Körper im Stich gelassen zu werden, begünstigen negativen Gedanken.
Stärke deinen Selbstwert
Mit einer chronischen Erkrankung ist es wichtig, sich realistische Ziele zu setzen und sich nicht mit anderen zu vergleichen. Akzeptiere, dass es Tage gibt, an denen du weniger leisten kannst. Sei nachsichtig mit dir selbst und erlaube dir, Pausen einzulegen. Übe dich in Selbstmitgefühl und erinnere dich daran, dass du trotz deiner Erkrankung wertvoll bist.
Finde Affirmationen, die speziell auf deine Situation zugeschnitten sind, wie z. B.: „Ich akzeptiere meine Grenzen und bin stolz auf das, was ich trotz meiner Erkrankung schaffe“ (lesenswert dazu: Warum Pacing für Long-/Post Covid und ME/CFS-Betroffene so wichtig ist) oder „Ich vertraue darauf, dass mein Körper heilen kann“.
Ein Satz, den viele chronisch kranke Menschen oft denken, ist, dass niemand versteht, wie es sich anfühlt, wenn der Körper nicht mehr mitmacht. Man fühlt sich isoliert, weil sich niemand in uns und die Situation hineinversetzen kann. Aber wir dürfen uns bewusst machen: Wir sind wertvoll, weil wir sind – nicht, weil wir leisten.
Somit darf sich unser Selbstwert auf Dinge stützen, die nichts mit Arbeit oder Funktionalität zu tun haben. Das wiederum bedeutet, dass wir unsere kleinen Erfolge in unserem Leben anerkennen, uns liebevoll begegnen und neue Definitionen von „Wert“ für uns finden.
Ich z. B. wurde kürzlich gefragt, ob ich mich wertlos fühle, weil ich nicht mehr arbeite. Doch das Gegenteil ist der Fall. Mein Wert ist nicht an meine Leistung geknüpft. Ich konzentriere mich zwischenzeitlich unter anderem darauf, Dinge zu tun, die mir guttun und die mich erfüllen – auch wenn sie noch so klein sind (siehe dazu den Aufruf zu meiner Blogparade und meinen eigenen Blogbeitrag dazu). Auch bin ich abgekommen von der Meinung, mich rechtfertigen zu müssen, warum ich mich schon wieder ausruhen muss. Ich habe gelernt, dass meine Gesundheit Vorrang hat. Ich bin nicht weniger wert, nur weil ich nicht mehr alles kann.
Verinnerliche dir: Die meisten Menschen kämpfen in irgendeiner Form mit negativen Glaubenssätzen. Und du hast die Kraft, sie zu überwinden! Du bist nicht nur deine Krankheit. Du bist so viel mehr!
Welcher negative Glaubenssatz hält dich bei deiner Genesung zurück oder beschäftigt dich? Teile ihn gerne in den Kommentaren und lass uns gemeinsam daran arbeiten.
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