Der hier aufgeführte Blogartikel ist mein Beitrag zu meiner eigenen Blogparade „Was hält dich gesund und wie wichtig ist dir deine Gesundheit wirklich?“, die ich am 11. Mai 2025 ins Leben gerufen habe. Du findest das Thema interessant und möchtest daran teilnehmen? Dann nichts wie los, klicke auf diesen Link und hol‘ dir weitere Informationen.
Seit meiner chronischen Erkrankung ist Gesundheit für mich mehr als ein funktionierender Körper, den ich mit ausreichend Bewegung und gesunder Ernährung in Schuss halte. Gesundheit vermittelt mir unter anderem das Gefühl, im eigenen Leben wieder einen Wert bzw. einen Sinn zu finden und handlungsfähig zu bleiben – gerade dann, wenn es mir mit meiner zur Verfügung stehenden Atemluft eng wird.
Ich habe im Laufe meiner chronischen Erkrankung verstanden: Gesund-Sein bedeutet nicht nur Vorsorge und Perfektion im Einhalten der Sporteinheiten. Es bedeutet, inmitten aller Herausforderungen gut für sich zu sorgen, sich nicht selbst zu verlieren und – wenn auch mit Einschränkungen – am Leben teilzunehmen. Somit ist Gesundheit ein Zusammenspiel aus körperlichen Wohlbefindens, mentaler Stärke und auch sozialer Verbundenheit.
Besonders mit Post Covid bzw. ME/CFS wird Gesundheit zu einem Begriff mit ganz eigener Bedeutung. Nicht selten liegt sie irgendwo zwischen „nicht schlimmer geworden“ und „Ich habe es heute unter die Dusche geschafft“. Das klingt für dich unspektakulär und du fragst dich, was das für Vergleiche sind? Glaub mir, für Betroffene dieser Krankheit sind dies kleine Erfolge.
Blogparade? Wo?
Was mich gesund hält – meine fünf wichtigsten Säulen:
1. Selbstmitgefühl statt Selbstkritik
Lange Zeit habe ich geglaubt, ich müsste trotz Schmerzen und totaler Erschöpfung funktionieren. „Reiß dich zusammen“ war mein inneres Mantra. Leider führt dies jedoch mit Post- bzw. Long Covid und ME/CFS nicht zur Heilung, sondern zur Erschöpfung deluxe – einem sogenannten Crash, der meist Tage anhält und mich buchstäblich ins Bett fesselt.
Heute weiß ich: „Selbstkritik mag uns zu Leistung treiben, aber Selbstmitgefühl führt uns zur Heilung.“ Das klingt pathetisch, ist aber brutal ehrlich. Denn seit ich mich mit Respekt und Fürsorge behandle, fühlt sich mein Körper nicht mehr wie ein Gegner an, der Leistung erbringen muss.
Geduld, Mitgefühl und Nachsicht gegenüber meinem wechselnden körperlichen Zustand helfen mir, jeden einzelnen Tag zu meistern. Selbst meine Denkweise hat sich verändert, was du in meinem Beitrag „Warum Selbstkritik uns zerstört und Selbstmitgefühl uns heilt“ nachlesen kannst. Und ja, es war ein Prozess. Mit Rückfällen. Mit inneren Augenrollen. Mit „Ach, bringt doch auch nichts“. Aber auch mit ganz neuen Perspektiven.
2. Rückschläge als Lehrmeister
Wie im Titel bereits erwähnt, kenne ich Rückschläge in Verbindung mit meiner chronischen und unsichtbaren Krankheit ganz gut. Und ich meine damit nicht als flüchtigen Besucher, sondern eher als WG-Mitbewohner mit Dauerschlüssel. Rückschläge bringen Unsicherheit, Wut, Traurigkeit – und gleichzeitig Erkenntnis. In schweren Zeiten habe ich gelernt, dass inneres Wachstum möglich ist, auch wenn im Außen nichts „besser“ wird.
„Rückschläge haben mir gezeigt, dass meine innere Stärke nicht davon abhängt, wie gut es mir gerade geht – sondern wie liebevoll ich mit mir umgehe, wenn es mir schlecht geht.“
(aus meinem Blogartikel: „Wie du Rückschläge überwindest,…)
Das bedeutet, den Frust da sein zu lassen und mir zu sagen: „Es ist okay. Auch das gehört dazu.“
3. Die Kraft der Worte
Meine innere Haltung bestimmt, wie ich das Leben wahrnehme. Meine Worte haben Macht. Das mag esoterisch klingen, aber wer sich täglich sagt: „Ich schaffe nichts“, wird kaum mit Zuversicht in den Tag starten. Ich schon gar nicht, denn wenn mein Morgen sich nicht in irgendeiner Weise positiv entwickelt, bleibe ich schlecht gelaunt und glaube nicht an mich.
In meinem Artikel über Affirmationen beschreibe ich, wie wichtig es ist, sich selbst mit Worten aufzubauen. Ein „Ich bin genug, genau so, wie ich jetzt bin“, trägt so viel zu inneren Stärke bei.
Diese einfachen Sätze sind wie Anker. Sie holen mich zurück in die Verbindung mit mir selbst. Nicht weil ich plötzlich Berge versetze, sondern weil ich mich selbst, mein Herz und meine Leidenschaft für das Leben wieder spüre. Und das reicht. Oft mehr, als ich dachte.
4. Ruhephasen als Energiequelle
Ruhe ist nicht nur Rückzug – sie ist ein Akt der Fürsorge. Absurderweise sieht es für Außenstehende aus wie Nichtstun. Als chronisch kranker Mensch sind Ruhepausen nicht einfach Pausen. Sie sind Medizin.
Einige aus meiner Selbsthilfegruppe sagen: „Manchmal ist ein langsamer Spaziergang wichtiger als jede To-do-Liste“. In meinem Fall ist es eher der Blick aus dem Fenster, da selbst Spazieren zu gehen, zu viel ist.
Meine Ruhephasen sind heute fester Bestandteil meines Alltags. Ich muss sie bewusst einplanen, als wären sie Arzttermine. Denn genau das sind sie auch: Termine mit meiner inneren Gesundheit. Und ja, sie stehen sogar über der gemeinsamen Zeit mit meinem Mann oder meinen Freunden. Sozusagen eine Art Revoluzzer-Style, der mich weiterhin gesund hält und mein neues Leben leben lässt.
5. Dankbarkeit als tägliche Medizin
Ich schreibe regelmäßig ein Dankbarkeitstagebuch – nicht weil alles gut ist, sondern weil ich sehen möchte, was trotzdem gut ist. Und manchmal steht da einfach nur: „Ich konnte heute Theraband-Übungen machen“ oder „Ich bin dankbar für die Freundschaft von xy“.
Irgendwo habe ich mal gelesen, „Dankbarkeit ist wie ein Weitwinkel für die Seele – sie zeigt mir, was ich sonst übersehen hätte“. Dieser Aussage kann ich zu 100 % zustimmen, denn Dankbarkeit zu erkennen, ist wie das Erhalten einer Vitamin-Infusion. Sie erinnert mich daran, dass mein Leben mit der Erkrankung stattfindet. Und dass auch im Kleinen Freude wohnen darf. Diese Dankbarkeit wirkt als kleine Kraftquellen im Alltag nach.
INFOBOX
Schätzungen zufolge haben laut RKI zwischen 5 % und 10 % der Personen mit einer vorangegangen SARS-CoV-2-Infektion Long Covid entwickelt. Die Bundesregierung spricht von einer „sechsstelligen Zahl“ an Betroffenen, wobei genaue statistische Erhebungen nicht vorliegen. Die Dunkelziffer dürfte jedoch deutlich höher lieger. (Quellen: RKI; bundestag.de)
Mehr als zwei Drittel der Betroffenen berichten auch 2 Jahre nach der Infektion über anhaltende Einschränkungen und Beschwerden. Viele können ihren Beruf nicht mehr (wie zuvor) ausüben und sind in ihrer sozialen Teilhabe stark eingeschränkt. (Quellen: mt-portal, SWR)
Die Symtpome treten oft kombiniert auf und schwanken in ihrer Intensität. Besonders belastend ist, dass sich die Beschwerden meist nur langsam oder gar nicht bessern und objektive Laborbefunde häufig unauffällig bleiben. Somit handelt es sich bei Long- bzw. Post Covid um kein einheitliches Krankheitsbild, sondern um eine Vielzahl möglicher Langzeitfolgen, die die Funktionsfähigkeit im Alltag stark beeinträchtigen (können). (Quellen: mt-portal, RKI, BMG Initiative Long Covid)
Sport und Bewegung bei Long- bzw. Post Covid: Sanft statt sportlich
„Sport bei Long- oder Post Covid – wie soll das gehen, wenn der Weg vom Bett ins Bad (das übrigens direkt gegenüber liegt) schon wie ein Marathon wirkt?“
Diese Frage beschäftigt mich bis heute. Mein Körper hat seit Corona keine Energie und Kraft mehr. Aber Bewegung – richtig dosiert – wollte ich trotzdem irgendwie zu einem Meilenstein auf meinem Weg zurück ins normale Leben integrieren.
Zu Beginn meiner Erkrankung versuchte ich Pilates, Yoga, kleine Cardio-Trainingseinheiten auf dem Crosstrainer und geführte, sanfte Übungen mittels einer App in meinen Alltag einzubinden. Sehr schnell merkte ich jedoch, dass das nicht ging. Selbst seit Jahren routinierte Pilates-/Yoga-Dehnübungen waren ein No-Go. Was für eine niederschmetternde, zermürbende Erkenntnis! Letztlich allerdings auch nicht verwunderlich, wenn selbst das Zähne putzen, anziehen oder sich die Haare zu waschen, nicht mehr an einem Stück zu bewältigen sind. In meinen schlimmen Phasen benötige ich sogar hierfür Unterstützung.
🌀 Bewegung als Mikro-Dosis
Daher heißt „Sport“ für mich heute nicht mehr auspowern, sondern:
- meinen Kreislauf sanft in Schwung bringen (was an manchen Tagen schon zu viel ist)
- Muskulatur gezielt im Liegen oder sitzend/angelehnt an einem Stuhl aktivieren
- dem Körper zeigen: auch kleine Schritte führen zu einer Anzahl an Metern in der Wohnung
Ich bewege mich nach dem Prinzip „klein und angepasst“ – und das funktioniert besser als jedes alte Trainingsprogramm.
💪 Meine 3 Lieblings-Übungstools
1. Theraband statt Hantelbank
Mit einem leichten Theraband kann ich im Sitzen sanfte Übungen machen:
- Im Sitzen, Teil eines Therabands unter einen Fuß legen und das andere Ende davon mit der Hand nach oben bewegen (ähnlich wie Hanteltraining für den Bizeps)
- Arme vor der Brust schließen und nach außen ziehen (öffnet den Brustraum und mobilisiert sanft)
- Im Sitzen oder Liegen das Band mittig um einen Fuß legen, die Arme mit den Enden des Bandes stabil seitlich an der Taille halten und das Bein Richtung Oberköper her ziehen oder wiederum ausstrecken (hilft meinem Erachten nach der Beinmuskulatur).
2. Stuhl-Yoga und Stabübungen
Ein Esszimmerstuhl ist Teil meines Fitnessstudio.
- Achtsame Drehbewegungen aus der Brustwirbelsäule
- „Arm-Schwingen“ mit einer leeren Wasserflasche oder einem Stab/einer Flexi-Bar zur Mobilisation der Schultern
- Sitzende Beinheber mit bewusster Atmung (kräftigt und fördert Durchblutung)
3. Wandstütz-Liegestütze – mein Kraft-Klassiker
Klingt nach Fitnessstudio, fühlt sich aber okay, weil durchführbar, an:
- Beide Hände schulterbreit an die Wand
- Körper schräg nach vorne lehnen
- Langsame Bewegung nach vorne & zurück, 5 Wiederholungen (10 wären besser, bekomme ich aber sehr, sehr selten hin
(Tipp: bewusst atmen & auf Körpersignale achten)
🧘 Was ich beim Thema Sport gelernt habe:
- Bewegung kann helfen – wenn sie mich nicht erschöpft, sondern sich machbar anfühlt und ich das Gefühl habe, dass sie mich stärkt
- Pacing bleibt mein bester Trainingspartner
- Und: Jeder Schritt, bei dem ich mich bewusst nicht überfordere, zählt
Stellenwert Gesundheit: Mein Weg zu mehr Selbstfürsorge
Die Bedeutung von Selbstfürsorge
Ich habe erkannt, dass Selbstfürsorge kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit ist. Kleine Rituale wie Atemmeditation, Tages-Reflexion oder das Einhalten meiner Therapie-Termine helfen mir, im Gleichgewicht zu bleiben und Struktur in meinen Alltag zu bringen.
Des Weiteren wird jede tagesaktuelle Entscheidung zuerst durch meinen „Gesundheits-Filter“ geschickt. Kann ich das heute machen? Bin ich fit genug dafür? Nehme ich die Nachwehen wie z. B. einen Crash oder eine Verschlimmerung meiesn Zustands hierfür in Kauf? Ist es mir das „wert“?
🔐 Umgang mit Überlastung/Stress
Stress – ausgelöst durch Bürokratie, Emotionen und die Anforderungen an sich selbst – oder (körperliche) Überlastung, gehören zu meinem neuen Leben. Doch wie ich damit umgehe, macht den Unterschied. Achtsamkeit und das Setzen von Grenzen sind für mich entscheidende Werkzeuge geworden, um meine Gesundheit zu schützen.
🔐 Die Rolle sozialer Beziehungen
Unterstützende Beziehungen sind ein wichtiger Pfeiler meiner Gesundheit. Der Austausch mit meinem Mann oder Freunden gibt mir Kraft und erinnert mich daran, dass ich nicht allein bin.
Gesundheit mit chronischer und unsichtbarer Erkrankung bedeutet somit …
ein dynamisches Gleichgewicht zur körperlichen Fitness zu finden.
🔑 Spielraum statt Zustand
Gesundheit ist kein Entweder‑Oder, sondern der Gestaltungsspielraum, den ich täglich habe, um das zu tun, was mir wichtig ist. Je nach Tagesverfassung fällt dies größer oder mal kleiner aus.
Dinge, die früher selbstverständlich waren (schmerzfrei aufstehen, spontan rausgehen), bekommen hohen Wert. Kleine Fortschritte fühlen sich wie Siege an
🔑 Selbstwirksamkeit
Ich kann die Krankheit leider nicht einfach abschalten, aber ich kann beeinflussen, wie ich damit lebe. Das heißt unter anderem, dass ich meine Wünsche bezüglich der Therapien äußere, Grenzen kommunizieren und mich von Dingen/Freundschaften trenne, die mir nicht guttun.
Gesundheit wird Teil der Selbstdefinition: Man wird Experte für den eigenen Körper, teilt Wissen, vernetzt sich und findet darin oft Sinn.
Lebensqualität als Kompass
Nicht nur Symptome zählen, sondern auch das Lachen, Beziehungen und Momente für das Herz bzw. die Seelen. Jede einzelne Komponente davon trägt zu meiner positiven, gesundheitlichen Bilanz bei.
Statt Ideal‑Fitness zählt, den aktuellen Zustand stabil zu halten und Rückfälle zu vermeiden. „Genug Energie für das Wesentliche“ wird zur Zielgröße.
Reserven aufbauen
Kleine, täglich ausführenden Routinen sind wie Sparkonten: Sie fangen schlechte Tage ab und verlängern gute.
Der Wunsch, möglichst gute Tage zu haben, treibt an, Therapien konsequent zu verfolgen, Gewohnheiten anzupassen und Neues auszuprobieren.
Akzeptanz und Hoffnung
Auch wenn es manchmal wirklich schwierig ist, zu akzeptieren, dass das Auf und Ab der Krankheit bleibt ➡ das Wissen, dass Medizin, das Miteinander unter den Betroffenen und meine eigene Erfahrung die Kurven flacher machen, lässt mich weiterhin auf eine Genesung hoffen.
Wenn du dich jetzt inspiriert fühlst, nimm an meiner Blogparade teil.
Fazit: Meine Gesundheit ist heute kein starres Ziel mehr, sondern ein lebendiger Prozess.
Gesundheit ist ein flexibler Prozess, der ständige Aufmerksamkeit und Pflege erfordert. Durch bewusste Selbstfürsorge, gelebte Routinen, Kampfgeist, Durchhaltevermögen und sorgfältig ausgewählte soziale Beziehungen habe ich gelernt, meine Gesundheit aktiv (mit) zu gestalten.
Einladung zur Reflexion: Was hält dich gesund?
Nun bist du dran: Wie wichtig ist dir deine Gesundheit und was tust du dafür?
Ich freue mich, wenn du mir deine Gedanken zur Blogparade mitteilst oder in den Kommentaren darüber berichtest, welche Rituale, Überzeugungen oder Erkenntnisse du in Bezug auf deine Gesundheit gewonnen hast. Lass uns gemeinsam über Wege reflektieren, wie wir unsere Gesundheit stärken.
Sie wächst mit mir, Tag für Tag. Nicht linear, aber kontinuierlich. Ich scheitere, ich wachse, ich ruh‘ mich aus. Und manchmal tue ich alles drei gleichzeitig.
Blogparade? Wo?
Liebe Sevi,
ja, Gesundheit ist ein Prozess, auf den wir uns einlassen dürfen. In Deinem Fall sind auch die Kraftwerke der Zelle betroffen. Sie sind nicht mehr in der Lage, ausreichend Energie zu bilden. Hat die Zelle zu wenig Energie, hat das Organ zu wenig Energie und letztendlich der Mensch. Zum Glück gibt es wunderbare Möglichkeiten, die Mitochondrien wieder fit zu machen.
Alles Liebe
Annette
Liebe Annette,
vielen Dank für deine einfühlsamen Worte und diesen ersten Satz, den ich mir immer wieder selbst vor Augen führe.
Bei Post- bzw. Long Covid spielen die Mitochondrien als Energiequelle unserer Zellen wirklich eine zentrale Rolle. Dass es Wege gibt, hier wieder aufzubauen und den Körper zu unterstützen, ermutigt mich jeden Tag und lässt mich auf eine Besserung – und/oder Genesung – hoffen.
Herzliche Grüße
Sevi