Die Macht der Worte: Affirmationen bei chronischen Erkrankungen

Ich bin chronisch krank. Zwischenzeitlich im fünften Jahr. Ich weiß nicht, wie oft ich seitdem schon etwas Neues ausprobiert habe. Irgendeine Methode, ein neuer Ansatz, andere Medikamente – nur, um am Ende festzustellen, dass mich nichts davon heilt.

Während dieser Zeit lernte ich, mich durch meine Tage zu „navigieren“, mit der vorhandenen Energie zu haushalten und mich nicht zu überfordern. Pacing und mein Beatmungsgerät sind meine ständigen Begleiter. Sie begleiten mich durch den Tag und geben mir, inkl. den Therapien, Struktur. Aber auch eine weitere Sache gibt mir mittlerweile Ruhe und Stabilität: Affirmationen.

Wie die Affirmation Einzug in mein Leben hielt

Ausschlaggebend war meine erneute Corona-Erkrankung über den Jahreswechsel 2024/2025. In den Momenten, in denen ich klar denken konnte und nicht von Panik erfüllt war, ertappte ich mich dabei, dass ich ganz oft Gedanken wie diese hatte:

  • „Ich kann nicht mehr.“
  • „Ich möchte endlich gesund sein, aber mein Körper macht nicht mit.“
  • „Ich weiß nicht, wie ich das nochmal überstehen soll.“

Doch so konnte das nicht weitergehen. Ich wollte mich nicht noch zusätzlich durch diese selbst gewählten Worte weiter herunterziehen. Aber klar war auch, dass ein „Denk dich einfach gesund“ oder „Du musst es nur wollen“, der falsche Ansatz war. Stattdessen benötigte ich einen anderen – realistischen, weichen – Ansatz, den ich in diese Situation bzw. in mein Leben integrieren konnte, ohne mich dabei verbiegen zu müssen. Und so trat die Affirmation in mein Leben.

Was sind Affirmationen und wie helfen sie?

Affirmationen sind im Grunde positive Aussagen, die regelmäßig wiederholt werden, um negative Denkmuster zu durchbrechen. Dabei beeinflussen sie unser Unterbewusstsein und helfen, eine neue Sichtweise auf uns und unseren Körper einzunehmen. Ebenso unterstützen uns Affirmationen bei der Auflösung von negativen Glaubenssätzen. Das alles klingt simpel, aber es steckt mehr dahinter als nur liebevoll gemeinte Worte.

Oft unterschätzen wir die enorme Kraft unseres Geistes. Gedanken beeinflussen unsere Emotionen und Emotionen wirken sich auf unseren Körper aus. Negative Gedanken („Ich bin so erschöpft, ich kann nicht mehr“) verstärken Stress und innere Anspannung.

Zusätzlich liebt unser Gehirn Wiederholungen. Wenn ich mir jahrelang sage „Ich bin nicht gut genug“, dann verfestigt sich das in meinem Denken. Also muss ich diese Gedanken umformulieren. Sanft in eine andere Richtung lenken. Und ich sage bewusst sanft, denn ich weiß, dass ich nicht von heute auf morgen gesund werden kann und mein Denken mich heilt. Aber ich darf mir sagen: „Ich höre auf meinem Körper und gebe ihm, was er braucht.“ Damit öffne ich meinem Mindset eine Tür in eine andere Richtung – und genau darum geht es.

Affirmationen bieten somit emotionale Stabilität, da sie die innere Haltung stärken und Gelassenheit im Umgang mit der chronischen Erkrankung fördern. Des Weiteren nehmen sie Druck raus, indem sie den Änderungsprozess im Denken unterstützen. Und zu guter Letzt sind sie ein praktisches Werkzeug für den Alltag, das keinen zusätzlichen Stress erzeugt.

Wo ist die Verbindung zwischen Affirmation und chronischer Erkrankung?

Affirmationen lassen Schmerzen oder Symptome nicht verschwinden. Aber sie helfen, deine Situation anzunehmen und den Fokus auf Selbstfürsorge und Akzeptanz zu lenken.

Weitere Aspekte sind:

Psychische Unterstützung

Chronische Krankheiten gehen oft mit psychischen Belastungen wie Ängsten, Depressionen und Hoffnungslosigkeit einher. Affirmationen helfen, diese negativen Gefühle zu mildern und eine positivere Einstellung zu fördern. Sie stärken das Selbstvertrauen und helfen uns Betroffenen, sich trotz Krankheit als handlungsfähig zu erleben.

Umgang mit Schmerzen

Affirmationen können dazu beitragen, die Wahrnehmung von Schmerzen zu verändern und die Schmerztoleranz zu erhöhen. Dabei wird weg von den Schmerzen hin zu positiven Empfindungen und Möglichkeiten gelenkt.

Stärkung der Selbstheilungskräfte

Manche Experten und Therapeuten glauben, dass positive Gedanken und Überzeugungen die Selbstheilungskräfte des Körpers aktivieren. Somit tragen Affirmationen dazu bei, positive Gedanken zu fördern und das Immunsystem zu stärken.

Akzeptanz und Selbstliebe

Chronische Krankheiten können das Selbstbild beeinträchtigen. Affirmationen helfen dabei, den eigenen Körper anzunehmen und Selbstliebe zu entwickeln.

Unsere Gedanken formen unsere Realität. Was wir uns immer wieder sagen, prägt unser Empfinden – und damit auch unser Wohlbefinden.

Arten von Affirmationen

Affirmationen können in unterschiedlichen Lebensbereichen angewendet werden. Diese sind:

  • Selbstliebe: „Ich liebe und akzeptiere mich so, wie ich bin.“
  • Stressbewältigung: „Ich gehe mit Herausforderungen gelassen um.“
  • Gesundheit: „Mein Körper heilt und regeneriert sich in der Zeit, die er benötigt.“
  • Erfolg: „Jeder kleinste (Fort)Schritt führt zum Ziel.“

Spezifische Affirmationen für chronische Erschöpfung

Falls du an chronischer Erschöpfung leidest, sind diese Affirmationen evtl. hilfreich für dich sein:

✨“Ich erlaube mir, Pausen zu machen, ohne mich schlecht zu fühlen.“

„Ich gehe achtsam mit mir um, und erlaube mir, langsam zu heilen.“

„Es ist okay, heute weniger zu schaffen. Mein Wohlbefinden hat oberste Priorität.“

Schau, welche Sätze sich für dir richtig anfühlen. Versuche gleich morgens laut vor dem Spiegel eine Affirmation auszusprechen.

Wie du Affirmationen in dein Leben integrierst

Falls du es auch ausprobieren möchtest, habe ich dir hier eine einfache Anleitung für deinen Alltag:

  1. Wähle eine Affirmation, die sich für dich gut anfühlt. Kein erzwungener Optimismus, sondern ein kurzer prägnanter Satz, an den du glauben kannst.
  2. Wiederhole die Affirmation täglich. Morgens beim Aufwachen, abends vor dem Schlafengehen oder einfach zwischendurch.
  3. Sprich die Affirmation laut auf und notiere sie dir. Worte haben Kraft. Und wenn du sie hörst oder liest, werden sie greif- und nahbarer.
  4. Verbinde die Affirmationen mit einem Gefühl. Stell dir vor, wie es sich anfühlt, wenn der Satz Wirklichkeit wird.
  5. Bleib offen. Es geht nicht darum, sich selbst zu überlisten. Es geht darum, dem eigenen Denken eine neue Richtung zu geben.

Beachte diese Fehler bei der Anwendung

🚫 Unglaubwürdige Affirmationen

Vermeide Aussagen, die von der Realität zu weit entfernt sind. Beginne mit kleinen, gut umsetzbaren Schritten.

🚫 Mangelnde Wiederholung

Wiederhole die Affirmationen regelmäßig, damit sie ihre Wirkung entfalten.

🚫 Negative Selbstgespräche

Achte auf negative Gedanken und ersetze sie bewusst durch positive Affirmationen.

Zusätzliche Übungen zur Unterstützung

Affirmationen wirken gut in Kombi mit kleinen Ritualen, die dein Nervensystem beruhigen. Hier sind drei einfache, aber kraftvolle Übungen:

1. Die 4-7-8-Atmung zur schnellen Beruhigung

Diese Atemübung hilft, Stress abzubauen und den Körper in einen entspannten Zustand zu bringen:

  • 1.) Atme 4 Sekunden tief durch die Nase ein.
  • 2.) Halte den Atem 7 Sekunden an.
  • 3.) Atme langsam 8 Sekunden durch den Mund aus.
  • 4.) Wiederhole dies 3 bis 4 Mal.

Du wirst merken, dass dein Körper sich nach wenigen Wiederholungen entspannt und dein Geist ruhiger wird.

2. Sanfte Berührung für Selbstfürsorge

Lege eine Hand sanft auf dein Herz und sage dir leise: „Ich bin für mich da. Ich bin sicher.“ Diese kleine unscheinbare Geste kann dir helfen, dich selbst liebevoller wahrzunehmen.

3. Dein persönliches Mantra finden

Manchmal reicht ein kurzer Satz, um dich durch schwierige Momente zu bringen. Überlege dir, welches Wort (wie z. B. „Mitgefühl“) oder welcher Satz („Ich bin genug.“) dir heute am meisten Kraft gibt.

Schreib es auf einen Zettel oder Post-it und platziere ihn dort, wo du ihn oft am Tag siehst.

Affirmation ist nicht Manifestation

Wie schon erwähnt, stärken Affirmationen das eigene Mindset, indem sie das Denken und das Verhalten langfristig verändern.

Manifestationen gehen einen Schritt weiter. Sie basieren auf der Idee, dass man durch Gedanken, Gefühle und Überzeugungen eine gewünschte Realität erschaffen kann.

Manifestation erlaubt somit, den Raum für Möglichkeiten in Bezug auf Wunschzustand bzw. für Visionen zu öffnen. Es geht darum, sich nicht von vornherein jede Verbesserung zu verbieten, nicht gegen sich selbst anzukämpfen, sondern mit dem Körper ins Gespräch zu kommen und den Gedanken zu fokussieren, von dem ich der Meinung bin, dass er umsetzbar ist.

Deshalb habe ich meine Affirmationen um einen kleinen Manifestationen-Touch ergänzt, wie folgende Beispiele zeigen:

  • Ich öffne mich für den Gedanken, dass mein Körper mich trägt.
  • Ich lerne, meinen Körper zu vertrauen und ihn in seinem Heilungsprozess nach Möglichkeit zu unterstützen.
  • Jeden Tag gibt es Momente, für die ich dankbar bin, sie zu erfahren. Sie erfüllen mich.

Und nun wünsche dir viel Spaß bei der Umsetzung 🎯.

Lass mich gerne wissen, ob du mit Affirmationen auch schon Berührungspunkte hattest und falls ja, in welcher Art.

4 Kommentare

  1. Ich leide ebenfalls an einer chronischen Krankheit und habe deinen Artikel aufmerksam gelesen. Allerdings bin ich eher der Typ Illusion. Ich brauch das irgendwie, um mir vorzugaukeln, dass es irgendwann besser wird. Deine Übungen probiere ich trotzdem mal aus. Danke dir für den Impuls.

    Gruß von kranker Person zu kranker Person.
    Sandra

    1. Hallo Sandra,
      zuerst einmal vielen Dank für deinen Kommentar.

      Chronische Erkrankungen haben alle eines gemeinsam: jeder muss für sich einen eigenen Weg finden, um mit der Erkrankung umzugehen. Unser Leben soll lebenswert bleiben. Ob wir dies durch Affirmationen, Manifestationen oder – wie in deinem Fall – mit Illusionen (be)stärken, bleibt jedem von uns selbst überlassen.

      Ich wünsche dir für die Zukunft alles Gute und würde mich wirklich freuen, wenn du die Übungen umsetzt. Es ist gut möglich, dass sie dich beim Umgang mit deiner Erkrankung unterstützen und dir parallel dazu Kraft geben. Lass mich gerne wissen, zu welchem Ergebnis du nach deiner Übungsroutine gekommen bist.

      Liebe Grüße
      Sevi

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